Was braucht es von wissenschaftlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Seite, um grünen Wasserstoff als Zukunftsthema entscheidend nach vorne zu bringen?
Kröger: Auf alle Fälle brauchen wir langen Atem und die Bereitschaft zu regionaler, nationaler und internationaler Zusammenarbeit. Das heißt: Vertrauen in Kollaboration mit mehreren Partnern. In Deutschland greift die Vernetzung zwischen universitären Partnern und der Industrie, die Förderung des Technologie–Transfers, noch zu kurz. Für die Industrie geht es darum, Risiken bewerten und tragen zu können, um neue Technologien und Produkte auf den Markt zu bringen. Wenn Wissenschaft und deren Förderung stark abgegrenzt von deren wirtschaftlicher Umsetzung und vor allem vorwettbewerblich gefördert wird, kommen wir als Gesellschaft und Standort nicht weiter. Wissenschaftliche Erkenntnis bedeutet nicht automatisch einen Wettbewerbsvorteil, sondern kann auch anderswo in industrielle Wertschöpfung und Arbeitsplätze umgesetzt werden.
Wir hören in Deutschland mit der Förderung zu früh auf. Dazu muss man nur den Blick nach Holland lenken, zum Beispiel auf den Brainport Industries Campus in der Region Noord–Brabant. Dort war ich letztes Jahr mit der Wirtschaftsministerin von Baden–Württemberg, Dr. Nicole Hoffmeister–Kraut, und einer vielköpfigen Delegation aus Baden–Württemberg. Wir waren vom Innovationsverständnis in Noord–Brabant und der engen Zusammenarbeit in den dortigen Innovations–Systemen begeistert. Ein vergleichbarer Gedanke zu kollaborativer Forschung, Entwicklung und Industrialisierung wie am InnovationLab. Nur zwanzigmal größer umgesetzt mit Platz für deutlich mehr Unternehmen. Jede zusätzliche Forschungsgruppe, jedes zusätzliche Unternehmen an einem kollaborativem Standort bereichert das gesamte Ökosystem. Daher bin ich überzeugt, dass wir in Deutschland uns auch auf Schwerpunkt–Zentren einigen müssen, wo wir Wissen, Partner, Fähigkeiten und letztendlich Ressourcen bündeln. Für das Thema grüner Wasserstoff ist Baden–Württemberg prädestiniert.
Michael, danke für das Interview.