iL–AKTUELL
29. Oktober 2024
Carl Dortmans über Innovationsfreude: „Aus Fehlern lernt man am meisten“
In Noord–Brabant ist man gewohnt, über den Tellerrand hinauszuschauen. Es ist eine niederländische High Tech–Region, die auf bahnbrechende Lösungen, unternehmerische Zusammenarbeit, Wissenstransfer und Innovation setzt. Seit einigen Jahren pflegen das Land Baden–Württemberg und die Provinz Noord–Brabant enge Beziehungen. Einer der Verantwortlichen ist Carl Dortmans, Referent für internationale Angelegenheiten. Vor dem Clean Tech Innovation Day am 11. November (9 bis 18 Uhr, Heidelberg Congress Center) sprach iL mit Netzwerker Dortmans über die Innovationskraft im Nachbarland und sein Mindset für die Stippvisite in der hiesigen Metropolregion Rhein–Neckar.

Herr Dortmans, wie erhält eine Institution wie das TNO Holst Center Unterstützung von der Provinz Noord–Brabant?
Carl Dortmans: Holst erhält von der Provinz Brabant auf verschiedene Weise Unterstützung, darunter Zuschüsse, Infrastruktur–Investitionen und Gemeinschaftsprojekte. Die Provinz kann auch bei der Entwicklung von Initiativen zu Innovation, Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum helfen.
Carl Dortmans, Referent für internationale Angelegenheiten aus den Niederlanden: „Noord–Brabant möchte sich als Vorreiter in der Wasserstoff–Wirtschaft positionieren." Dortmans wird am 11. November in Heidelberg präsent sein. Bild: Privat/Provincie Noord–Brabant
Die Provinz möchte ihren Fokus auf wasserstoffbezogene Themen verstärken. Können Sie einige aktuelle Beispiele dafür nennen?
Dortmans: Die Provinz beteiligt sich an einer provinziellen Wasserstoff–Innovationskoalition. Dabei ist der Brabanter High Tech–Systemsektor mit Regierungen und Wissensinstitutionen bei der Entwicklung von Wasserstoff–Produktionssystemen und geräten verbunden. International ist diese Koalition mit Clustern im Ausland verbunden. Beispielsweise unterstützt die Provinz die Forschung und Entwicklung der Produktion von PEMWE–Unterkomponenten des TNO Holst Center in Zusammenarbeit mit dem InnovationLab Heidelberg. Ziel dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist die Entwicklung neuer skalierbarer Generationen kostengünstiger PEMWE–Wasserstoff–Elektrolyseure, die durch Anwendung der SALD–Technik keine oder so wenig knappe Ressourcen wie möglich verwenden.
Noord–Brabant arbeitet auch bei der Entwicklung des Delta–Rhein–Korridors intensiv mit Deutschland zusammen. Dieses Projekt konzentriert sich auf die Entwicklung eines effizienten und nachhaltigen Transportkorridors zwischen den Niederlanden und Deutschland, unter anderem für Wasserstoff, wobei der Schwerpunkt auf dem Rhein als wichtigem Transportweg liegt.
Drittens möchte sich Noord–Brabant als Vorreiter in der Wasserstoff–Wirtschaft positionieren. Daher nimmt ein Konsortium aus sechs Brabanter KMUs an einem fünfjährigen Innovations– und Handelsprogramm teil, das eine Zusammenarbeit mit deutschen Herstellern im Wasserstoffsektor vorsieht.
Noord–Brabant und Baden–Württemberg stehen seit mehreren Jahren im kontinuierlichen Austausch. Wie profitieren beide Partner und Regionen von dieser Beziehung?
Dortmans: Neben der Zusammenarbeit mit dem InnovationLab Heidelberg an einer neuen Generation von Elektrolyseuren ist die Provinz auch am Batterieprojekt ACROBATTS beteiligt, bei dem das ZSW (Zentrum für Sonnenenergie– und Wasserstoff–Forschung Baden–Württemberg) in unserer Region bereits mit dem TNO Holst Center zusammenarbeitet. In Kombination mit anderen High Tech–Entwicklungen aus Brabant und aus Baden–Württemberg am ZSW kann dieses Projekt zu einem neuen Produktionsökosystem heranwachsen, in dem die nächste Generation von Batterien hergestellt wird.
Darüber hinaus besteht eine intensive Beziehung zwischen beiden Regionen. Letztes Jahr zeigte die Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Dr. Nicole Hoffmeister–Kraut, bei ihrem Besuch im Mai 2023 Interesse an unseren Innovationen in Brabant in den Bereichen Brennstoffzellen, Solar, Batterien, Kühlsysteme usw.
Und kürzlich, im vergangenen Oktober, empfingen wir den Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Baden–Württembergs, Manne Lucha, in Noord–Brabant. Wir hatten das Vergnügen, in kurzer Zeit einige unserer Innovationsstärken rund um die Themen Telemonitoring, personalisierte Gesundheitsversorgung und die Nutzung von Daten im Rahmen von Gesundheitsinnovationen vorzustellen.
Von hier aus werden die strategischen Geschicke gelenkt: Das stolze Provinciehuis in 's-Hertogenbosch, der Hauptstadt von Noord-Brabant. Sie ist ungefähr so groß wie Heidelberg, die gesamte Provinz hat 2,5 Millionen Einwohner. Bild: Provincie Noord-Brabant
Welche Verbindungen zwischen Unternehmen in Noord–Brabant und Baden–Württemberg sehen Sie bereits und wie sollten sich diese in den kommenden Jahren entwickeln?
Dortmans: Für die Automobilindustrie in Baden–Württemberg ist es wichtig, dass niederländisches Know–how in der Entwicklung von Hochenergiebatterien zur Entwicklung von Elektroautos beitragen kann. Für die Herstellung von Komponenten für die neue Generation von Elektrolyseuren wird Noord–Brabant gerne auf die Fertigungsindustrie in Baden–Württemberg zurückgreifen. Umgekehrt kann Noord–Brabant bei der Digitalisierung und Anwendung von KI eine Rolle bei der Verbesserung der Fertigungsprozesse in der baden–württembergischen Industrie spielen.
Die iL kann eine „verbindende Rolle spielen“
Welche Rolle kann eine Technologie–Transferplattform wie InnovationLab in den deutsch–niederländischen Beziehungen spielen?
Dortmans: Das InnovationLab unterscheidet sich von anderen Forschungs– und Entwicklungseinrichtungen, da die Zusammenarbeit zwischen Akademikern und Unternehmen in einem Laborumfeld stattfindet, in dem die beste Lösung frei erwogen werden kann. Darüber hinaus ist InnovationLab einzigartig, da hier Innovationen von der Idee bis zum Endprodukt entwickelt werden. Unsere Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Entwicklung anderer Produkte neben dem Elektrolyseur ist durchaus denkbar. Dadurch kann InnovationLab eine verbindende Rolle zwischen Wissenszentren, Regierungen und Unternehmen in unseren beiden Regionen spielen.
Mit welchem Mindset kommen Sie als Verantwortlicher für internationale und wirtschaftliche Beziehungen zu der Veranstaltung nach Heidelberg?
Dortmans: Ich komme unvoreingenommen und möchte gerne erfahren, wie innovativ Baden–Württemberg im Bereich Wasserstoff ist. Als nächstes möchte ich Wissen weitergeben, indem ich Unternehmen in Bereichen einsetze, in denen eine der Regionen führend ist. Ein wirksames Mittel hierfür ist der gegenseitige Besuch von Unternehmen und Institutionen. Darüber hinaus lege ich Wert auf die Zusammenarbeit im Rahmen eines europäischen Programms.
Hand aufs Herz: Denken und handeln Ihre Landsleute schneller, um technologische Prozesse und Produkte umzusetzen? Oder gibt es einen anderen Grund, warum meine Kollegen immer voller Enthusiasmus aus Eindhoven zurückkehren?
Dortmans: Die Art und Weise, wie Innovation Lab es schafft, von einer Idee zur Produktion zu gelangen, ist beeindruckend. Ob wir Innovationen schneller in Prozesse und Produkte umsetzen, kann ich nicht sagen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenszentren, Behörden und Industrie führt jedoch zu einem lebendigen Innovationsumfeld. Darüber hinaus schafft die Dichte der Innovationscluster viele Synergien. So ist beispielsweise einer der fünf Innovationscampi in der Region Eindhoven als der intelligenteste Quadratkilometer der Welt bekannt. Schließlich werden hier Innovationen schnell ausprobiert und getestet, in dem Wissen, dass man aus Fehlern am meisten lernt.
Herr Dortmans, herzlichen Dank für dieses interessante Interview.
Zur Person
Als Referent für internationale Angelegenheiten arbeitet Carl Dortmans für die „Provincie Noord–Brabant“ in den Niederlanden. Er konzentriert sich hauptsächlich auf Deutschland im Rahmen der Themen Energiewende und intelligente Industrie. Baden–Württemberg ist ein Bundesland, das gut zu den Spezialisierungen und dem Entwicklungsstand von Noord–Brabant passt. Die Industrie in Baden–Württemberg ist stark diversifiziert und deckt fast das gesamte Produktionsspektrum ab. Die Spezialisierungen von Brabant ergänzen dies hervorragend. Dortmans Aufgabe ist es, Verbindungen zwischen den Innovationsclustern in beiden Regionen herzustellen. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Clustern sollte zu einem Wissensaustausch und der Ermittlung von Marktchancen für Unternehmen führen.
Über die Provinz Noord–Brabant
Die Provinz Noord–Brabant ist als Region Teil der Niederlande, aber auch eine sogenannte politisch–administrative Organisation. Sie liegt im Süden der Niederlande und ist die zweitgrößte Provinz des Landes. Mit mehr als 2,5 Millionen Einwohnern ist Noord–Brabant eine der am dichtesten besiedelten Provinzen der Niederlande. Wirtschaftlich spielt Noord–Brabant eine wichtige Rolle, da die Region 15 Prozent der niederländischen Wirtschaft ausmacht. Ein Top–Sektor ist die Technologie, mit Schwerpunkt auf High Tech und Innovation. Die Provinz gehört zu den Top drei der innovativsten Regionen in den Niederlanden. Die Kombination aus Wissen und Expertise fördert das Wachstum von Start–ups und etablierten Unternehmen in Sektoren wie Halbleiter, Gesundheitswesen und Robotik. Der Smart Industry/High Tech–Sektor ist der wichtigste Sektor der Provinz, in dem Innovation und technologischer Fortschritt im Mittelpunkt stehen.

Weitere Informationen zu Noord–Brabant unter:
Kontakt: Carl Dortmans, Policy Advisor International Affairs Germany, Economic Affairs, E–Mail: CCDortmans@brabant.nl
Informationen zum „Clean Tech Innovation Day“
Hinweis: Weitere Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung gibt es auf unserer Webseite unter
Die Registrierung endet am 7. November, vier Tage vor dem „Clean Tech Innovation Day“ (11. November). Für Catering ist am Martinstag im Heidelberg Congress Center in Bahnhofsnähe gesorgt.
Joachim Klaehn
Head of Communications
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