Zum Auftakt unserer neuen Alumni–Serie stellen wir die ehemalige iL–Doktorandin Rebecca Saive vor. Etwas mehr als drei Jahre lang forschte die Wissenschaftlerin, die am 18. März 1987 in Ludwigshafen geboren wurde, am hiesigen InnovationLab. Als Post–Doc zog es sie ans renommierte California Institute of Technology (Caltech) nach Pasadena. Seit Januar 2018 ist Rebecca Saive mit 36 Jahren Professorin für Angewandte Physik an der Universität Twente in den Niederlanden. Es ist offensichtlich, dass sich bei ihr Beruf und Berufung stets verknüpft haben. „Ich fühle mich so, dass ich im richtigen Job bin. Es macht mir unglaublich Spaß, mit einem motivierten Team und jungen Studenten zu arbeiten“, sagt Rebecca Saive im Gespräch.
Wir sitzen uns in einem kleinen Meeting–Raum gegenüber. Für Rebecca Saive ist es eine Reise in die Vergangenheit. Von Dezember 2010 bis Februar 2014 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am InnovationLab tätig gewesen. Die Erinnerung an diese Phase ihres Werdegangs ist noch frisch. Sie hatte sich nach ihrem Physik–Diplom an der Technischen Universität München und einem dreimonatigen Praktikum bei BASF sowohl in München als auch am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Universität Heidelberg beworben. Dann wurde eine Stelle als Doktorandin frei und sie entschied sich für den Verbleib an der Speyerer Straße hier. Da Rebecca Saive ohnehin bereits an organischen Solarzellen gearbeitet hatte, konnte sie idealtypisch ihre Kenntnisse vertiefen. „Es war sympathisch und wir hatten Visionen“, sagt Rebecca Saive zurückblickend, „ich habe das Potenzial eines akademischen Startups gesehen und dachte: hier kann man gemeinsam etwas Cooles bewirken!“
„Wir wollten unser Superlabor aufbauen“
Thema, Team und offene Atmosphäre am iL passten, als eine der ersten Doktorandinnen und Doktoranden genoss sie unter dem damaligen Gruppenleiter Michael Kröger die Promotionszeit. Gemeinsam mit den Universitäten aus Darmstadt, Braunschweig und Karlsruhe tüftelten die „Heidelberger“ an der Ausgestaltung ihres Forschungskosmos. „Wir wollten unser Superlabor aufbauen“, berichtet Rebecca Saive lächelnd, „und wir hatten die Anwendungen bereits im Hinterkopf.“
Mit vereinten Kräften wurde in den weitgehend noch leeren Räumen gewerkelt – Löcher mussten gebohrt, Gasleitungen zusammengeschraubt, Rohre verlegt werden. Es klingt nach hoher Improvisationskunst und einem Maß an Pioniergeist, was Teammitglieder mit intrinsischer Motivation und Stolz ans Tageswerk gehen lässt. Firmen wie BASF, Merck und Heidelberger Druckmaschinen waren vor Ort, der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fand zwangsläufig statt. Täglich, ungezwungen, unmittelbar. „Wir haben an einem großen Experiment gearbeitet. Durch verschiedene Professoren gab es sehr viel Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Freiraum. Sich alles selbst definieren zu können, ist einfach großartig“, konstatiert sie demütig.
Dies sieht Rebecca Saive heute noch so. Die Freiheit, Forschungsgebiete mit einem „Out–of–the–Box–Denken“ für sich und andere zu erobern, zieht sich wie ein roter Faden durch diese junge, konsequent beschrittene Karriere. Durchs Elternhaus in Ludwigshafen–Ruchheim geprägt, Mutter und Vater sind von Beruf her Chemiker, bewahrt sich Rebecca eine kindliche Neugierde. Sie ist stets eine Vorzeigeschülerin und –studentin. Ehrgeizig, zielorientiert und bei Bedarf sehr hartnäckig. Bestes Beispiel: Ans Caltech nach Kalifornien lädt sie sich quasi selbst ein. „Ich habe versucht, den Fuß in die Tür zu bekommen“, berichtet sie, „wissenschaftliche Koryphäen werden von jedem angesprochen.“ Sie reist also nach Pasadena, stellt sich Professor Harry Atwater persönlich und proaktiv vor, hält einen überzeugenden Vortrag und bekommt eine Arbeitsstelle, so dass sie sich als Postdoc mit Grenzflächen von inorganischen Solarzellen beschäftigen kann.