iL–AKTUELL
8. Februar 2024
Dr. Marian Weiss: „Neue Verbindungen knüpfen“
Seit 2020 ist Dr. Marian Weiss als Head of Mikrofluidics bei der VERAXA Biotech GmbH (ehemals Velabs Therapeutics) tätig. Der ehemalige Physikstudent und Doktorand der Ruprecht–Karls Universität Heidelberg und des Max–Planck–Instituts für medizinische Forschung bringt dank seiner über zehnjährigen Erfahrung in der Mikrofluidik ein breites Spektrum an Expertise mit. Aus dem letzten iL–Workshop im Februar 2023 entstand eine Kooperation mit Temicon.
Im ausführlichen Interview mit Weiss (Jahrgang 1987) stimmen wir gemeinsam mit dem innovativen Technologen auf den Workshop „Nano– und Mikrosystemtechnik für die Biowissenschaften“ am 15. Februar (10.15 Uhr bis 17.30 Uhr plus offener Ausklang) am InnovationLab ein.
Marian Weiss, der letzte iL–Workshop 2023 hatte die Zusammenarbeit mit Christoph Stöver von Temicon Micronano Solutions zur Folge. Wie kam es dazu und inwiefern steht beiden Firmen dieser Kontakt gut zu Gesicht?
Dr. Marian Weiss: Meine Teilnahme am letzten iL–Workshop 2023 hatte vorrangig das Ziel, mich über die aktuelle Ausrichtung der iL zu informieren. Direkt nach dem Empfang ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch bei einem Kaffee mit Christoph Stöver. Dabei identifizierten wir sofort eine interessante Schnittstelle zwischen unseren Arbeitsbereichen. Temicon ist Teil des Microfluidic Innovation Hubs, die zu diesem Zeitpunkt eine Ausschreibung für die Kommerzialisierung von mikrofluidischen Chips durchführte. Genau diesen Schritt hatten wir bei uns bereits eingeplant, weshalb die Ausschreibung und die darauffolgende Förderung des Projekts perfekt zu unseren Plänen passte. Im Rahmen des Projekts wird Temicon uns bei der Herstellung von mikrofluidischen Formeinsätzen unterstützen.
Screening und Antikörper–Engineering gehören zum Profil von VERAXA. Was versprechen Sie sich vom Workshop über Nano– und Mikrosystemtechnik?
Weiss: In erster Linie freuen wir uns darauf, mit Experten und Forschern auf dem Gebiet der Nano– und Mikrosystemtechnik in Kontakt zu treten. Das Networking bietet die Möglichkeit, potenzielle Kooperationen zu erkunden und Wissen auszutauschen. Gleichzeitig liefert der Workshop vertiefte Einblicke in die neuesten Entwicklungen im Bereich Nano– und Mikrosystemtechnik. Dies kann uns helfen, unser Verständnis für innovative Technologien zu erweitern sowie neue Forschungs– und Entwicklungsrichtungen für VERAXA zu erkennen. Ein konkretes Beispiel könnte die Anwendung von künstlichen Tumoren sein, an denen wir unsere entwickelten Antikörperformate testen können. Zusammengefasst versprechen wir uns vom Workshop eine Horizonterweiterung, die nicht nur unser Wissen bereichert, sondern auch Potenziale für zukünftige Kooperationen und innovative Forschungsrichtungen aufzeigt.
Dr. Marian Weiss von VERAXA zum iL-Workshop: „Möglichkeiten, potenzielle Kooperationen zu erkunden und Wissen auszutauschen.“ Bild: VERAXA
Wieso sind im weiten Feld der Life Science Technologies die gedruckte Elektronik und etwa die Mikrofluidik für Ihre Firma so relevant?
Weiss: Mikrofluidik ermöglicht die genaue Steuerung von kleinen Flüssigkeitsmengen in mikroskopischen Kanälen. Für eine reibungslose Funktionalität ist die Herstellung von präzisen Chips von entscheidender Bedeutung und wir produzieren diese derzeit in den Reinräumen der iL. Die Automatisierung von Abläufen auf dem mikrofluidischen Chip und die Überwachung dieser Abläufe werden durch die Integration kostengünstiger Sensoren ermöglicht. Diese Sensoren können beispielsweise durch gedruckte Elektronik direkt auf dem Chip integriert werden. Durch die extrem kleine Größe und die kleinen Proben–Volumen können viele Assays präzise in einem Hochdurchsatzverfahren analysiert werden. Mithilfe dieser Technologie sind wir in der Lage, innerhalb weniger Stunden bis zu einer Million potenzielle Wirkstoffkandidaten zu untersuchen. Dies ermöglicht uns, aus umfangreichen Antikörper–Repertoires zuverlässig die vielversprechendsten Kandidaten zu identifizieren.
Screening Chip, der hier an die Screening–Workstation angeschlossen ist. Bild: VERAXA
Warum sind Antikörper–Screens im Hinblick auf präklinische Entwicklungen, die personalisierte Medizin und die Präzisions–Onkologie wichtig?
Weiss: Antikörper–Screens spielen eine Schlüsselrolle bei der Identifikation und Entwicklung von monoklonalen Antikörpern. Diese können gezielt gegen spezifische Proteine gerichtet sein, die in Krebszellen oder anderen krankhaften Geweben überexprimiert sind. Durch die Verknüpfung dieser monoklonalen Antikörper mit einer toxischen Ladung können wir die entsprechenden Krebszellen gezielt eliminieren. Dabei bleiben gesunde Zellen, die die spezifischen Proteine nicht überexprimieren, verschont. Diese Strategie trägt dazu bei, die Effektivität der Behandlung zu maximieren, gleichzeitig jedoch unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren. Im Bereich der personalisierten Medizin ermöglicht unsere Technologie die Identifikation von Antikörpern, die spezifisch auf individuelle biologische Marker oder Krankheitsprofile reagieren. Dies ermöglicht die Entwicklung von individualisierten Therapieansätzen, die auf die einzigartigen Merkmale jedes Patienten zugeschnitten sind.
Inwieweit ist VERAXA mit Forschungseinrichtungen und Kliniken verknüpft?
Weiss: VERAXA ist der Zusammenschluss zweier Ausgründungen aus der Forschungseinrichtung EMBL (European Molecular Biology Laboratory), mit der wir nach wie vor eng verbunden sind. Dank unseres internationalen und interdisziplinären Teams pflegen wir auch weiterhin enge Kontakte zu unseren ehemaligen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Gegenwärtig konzentrieren wir uns darauf, unsere klinische Pipeline aufzubauen, weshalb wir verstärkt Kooperationen mit Kliniken initiieren.
Exemplarisch einer der vielen Wafer, die VERAXA im Reinraum der iL herstellt und die als Master für Screening-Chips dienen. Bild: VERAXA
Ganz grob: Welche kommunikativen Botschaften möchten Sie am 15. Februar möglichst setzen?
Weiss: Unsere Teilnahme unterstreicht unser Engagement für innovative Technologien und unsere kontinuierliche Forschungsarbeit. Wir wollen den Workshop nutzen, um unser Netzwerk zu erweitern, bestehende Kontakte zu vertiefen und neue Verbindungen in der Life–Science–Community zu knüpfen. Von besonderer Bedeutung für uns ist interdisziplinäre Zusammenarbeit, insbesondere in Bezug auf die Schnittstellen von Nano– und Mikrosystemtechnik mit den Lebenswissenschaften.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: Ich freue mich besonders auf meine zweite Workshop–Teilnahme bei der iL, weil
Weiss: ich während des ersten Workshops wertvolle Einblicke gewonnen habe und nun die Gelegenheit habe, dieses Wissen zu vertiefen, mich mit Experten auszutauschen und potenzielle Kooperationen zu erkunden.
Joachim Klaehn
Head of Communications
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