iL‒AKTUELL
8. April 2025
Roman Zantl von ibidi: „Cocktail aus spannenden Zutaten“
Dr. Roman Zantl gründete gemeinsam mit seinem Kompagnon Dr. Valentin Kahl bereits während seiner Promotionsphase ein Unternehmen in Kellerräumen der Universität München. Genau gesagt: 2001 war die ibidi GmbH als Ausgründung der TUM und des Center for Nanoscience der LMU München entstanden. Heute zählt die erfolgreiche Firma aus Gräfelfing zu den national wie international führenden Anbietern für Systeme, die es möglich machen, Zellen unter fast lebensnahen Bedingungen zu analysieren. Ibidi liefert also Handwerkzeug für Biotech‒Lösungen.
Beim LIFE SCIENCE TECH DAY am 29. April in Heidelberg beleuchtet Roman Zantl in seinem Vortrag die Rolle der Mikrofluidik bei Organ‒on‒Chip‒Anwendungen. iL führte mit ihm im Vorfeld folgendes Experten‒Interview.
Herr Zantl, welche Motivation haben Sie als Gründer und CEO der ibidi GmbH, am InnovationLab-Workshop „Organ-on-Chip“ als einer der Speaker in Heidelberg dabei zu sein?
Roman Zantl: Ibidi basiert auf Begeisterung für Technologie und das Thema Organ‒on‒Chip ist ein Cocktail aus spannenden Zutaten: neuartige Biomaterialen, High‒end Mikroskopietechniken, innovative Fluidiklösungen für Langzeitzellkulturen und entsprechende Probenträger. Das ist genau die Umgebung, in der wir uns technologisch zuhause fühlen.
Warum Ibidi analysiert Zellen unter lebensnahen Bedingungen. Warum ist das Thema OoC aus der Perspektive eines gelernten Physikers und Biophysikers so aktuell und wichtig?
Zantl: Eines unserer wichtigsten Ziele ist, biologische Experimente genauer quantifizierbar und reproduzierbarer zu machen. Damit verbunden ist die Frage, woher die zum Teil starke Streuung in biologischen Experimenten vor allem stammt: von ungenauem Verhalten der Zellen oder von zu ungenau definierten Umgebungsvariablen. Ich glaube, dass Biologen, Chemiker und Physiker gemeinsam daran arbeiten sollten, die Qualität und Reproduzierbarkeit biowissenschaftlicher Experimente zu verbessern.
Dr. Roman Zantl konstatiert: „Es ist eine der wesentlichen technischen Herausforderungen, die Proben relevant zu gestalten.“ Bild: ibidi
„Suche nach aussagekräftigen Modellen“
Welche technologischen Herausforderungen müssen im Forschungs‒ und Unternehmensbereich gelöst werden, um schwere Krankheiten besser zu verstehen und behandeln zu können?
Zantl: Die Kombination von Bilderkennung mittels Machine‒learning mit der Bandbreite an Mikroskopietechniken wird in den nächsten Jahren ermöglichen, unbegrenzt hochqualitative Daten von biologischen Proben zu erheben und quantitativ zu parametrisieren und auszuwerten. Aus meiner Sicht ist es eine der wesentlichen technischen Herausforderungen, die Proben relevant zu gestalten, in dem Sinne, dass die beobachteten Effekte tatsächlich typisch für die physiologische Umgebung sind.
Gibt es handfeste Beispiele von OoC‒Technologien in der Industrie? Wie entscheidend sind dabei denn verlässliche Marktanalysen?
Zantl: Zerebrale Endothelzellen können als Organoid‒Modell für die Blut‒Hirn‒Schranke aufgefasst werden. Auch sind mir konkrete Anwendungen mit Organoiden aus Knorpelzellen, Lungenzellen und Hautzellen bekannt. Mir ist selbst andererseits noch nicht klar, in welcher Form Organoidkulturen die Medikamentenentwicklung am meisten voranbringen werden. Tatsächlich halte ich die Suche nach ausreichend einfachen und gleichzeitig aussagkräftigen Modellen für ein sehr spannendes Thema unserer Zeit.
Die beiden Gründer der ibidi GmbH begannen einst in Kellerräumen der Universität München: Dr. Valentin Kahl (l.) und Dr. Roman Zantl (r.). Bild: ibidi
Was ist Ihre persönliche Sichtweise zum weiten Themenfeld OoC und zu den Chancen der personalisierten Medizin?
Zantl: Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Zellkulturen, die von Patienten stammen, zum Fortschritt der personalisierten Medizin beitragen werden. Allerdings stehen wir immer noch am Anfang, was das Verständnis von Organoiden anbelangt. Es werden noch gewaltige Anstrengungen in Wissenschaft und Industrie nötig sein, um das Zellverhalten in vitro‒Zellkulturen ausreichend vergleichbar mit lebenden Organismen zu machen, um im größeren Stil daraus therapeutische Vorgaben abzuleiten, oder sogar autologes Material zu reimplantieren.
Wie ordnen Sie Erwartungshorizont, Netzwerkbedarf und denkbare Resultate von und für ibidi beim iL‒Workshop ein?
Zantl: Ich freue mich darauf, ibidi in einer für mich neuen Umgebung vorstellen zu dürfen. Wir sind immer auf der Suche nach Gruppen, die Kompetenz in biologischen Systemen und interessante Fragestellungen haben, die wir mit unseren Technologien angehen können. Wir arbeiten genauso gerne mit Partnern aus Akademie und Industrie zusammen, wenn sich die Technologien gut ergänzen und gemeinsame Projekte vielversprechend für interessante Produkte sein könnten, natürlich auch gerne in Form von Förderprojekten.
Zur Person
Roman Zantl gründete während seiner Promotion an der TU München 2001 mit drei Kollegen ibidi und ist seitdem für Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb verantwortlich. Mit seinem Team entwickelte er eine Reihe von heute weit verbreiteten Werkzeugen für zellbasierte Mikroskopie‒Assays, wie zum Beispiel die Culture‒inserts für Excluded‒area Assays für die Wundheilung, ein Perfusionssystem für Langzeit‒Scherstressexperimente an Endothelzellen und eine Reihe verschiedener Durchflusskammern.
Zusammen mit seinen Kollegen bei ibidi und seinem Co‒CEO Valentin Kahl gelang es ihm, ibidi zu einem bekannten Life Science Supplier zu machen, mit dessen Produkten über 45.000 peer‒reviewed Pubikationen veröffentlicht wurden.
Über die ibidi GmbH
Die ibidi GmbH aus Gräfelfing ist ein führender Anbieter von funktionalen zellbasierten Assays und Produkten für die Zellmikroskopie. Das umfangreiche Produktsortiment bietet Lösungen für die klassische Zellkultur sowie für komplexe Assays, wie Angiogenese, Chemotaxis oder Wundheilung.
Die Produkte von ibidi erleichtern das Verständnis für die Entstehung und Behandlung verschiedener Krankheiten. Die Kunden von ibidi arbeiten weltweit in Forschungseinrichtungen, in der forschenden Pharmaindustrie und in der Biotechnologie. Die Produkte werden weltweit vertrieben.
Informationen zum LIFE SCIENCE TECH DAY
Weitere Informationen zum Ablauf und zur Anmeldung gibt es auf unserer Webseite unter
https://www.innovationlab.de/life‒science‒tech‒day‒2025
Die Registrierung endet am 22. April, eine Woche vor dem Workshop am 29. April. Für Catering ist in den Räumlichkeiten „iL.Connect.Space“ von InnovationLab gesorgt.
Joachim Klaehn
Head of Communications
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