iL–AKTUELL
18. Juni 2024
„Woche des Wasserstoffs“:
Gigafabrik kann kommen
Die Wasserstoff–Technologie in der Öffentlichkeit sichtbar und erlebbar zu machen, ist das erklärte Ziel der Metropolregion Rhein–Neckar. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern, darunter auch die InnovationLab GmbH, wird bis 23. Juni ein facettenreiches Programm im Rahmen der bundesweiten „Woche des Wasserstoffs“ angeboten. „Pilotfabrik der Zukunft Elektrolyse vom Band“, so lautete das Thema, dem sich Interessierte an der Speyerer Straße 4 widmeten.
Die illustre Expertenrunde bestand zu Wochenbeginn aus Vertretern der Stadtwerke, der SGS-TÜV Saar und des Heidelberger Spezialisten für die Blechbearbeitung Autz & Herrmann. Ferner machten sich Julian Thüning, Werkstudent der MRN, und Zichu Li, Mathematik- und Physikstudent der Universität Heidelberg, mit der Thematik vertraut. „Ich interessiere mich für Werkstofftechnik“, sagte Li, „doch über solche Dinge wie Elektrolyseur-Fertigung erfahre ich an der Uni so gut wie nichts. Ich fand das richtig spannend.“ Ähnlich reagierte Julian Thüning, der sich angetan von den Möglichkeiten und Räumlichkeiten der iL zeigte. „In der großen Halle steht schon sehr viel Technik“, konstatierte er nach dem Rundgang durch die Reinräume, „ich habe verstanden, dass für eine Elektrolyse-Pilotfabrik noch viele Prozesse optimiert und Konsortialpartner vereint werden müssen.“
Nahm die Wasserstoff-Interessierten während seines Vortrags in klar verständlicher Sprache mit: Dr. Philip Scharfer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Bild: InnovationLab
KIT: Herzstück katalysatorbeschichtete Membrane
Dr. Philip Scharfer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Leiter der Forschungsgruppe Thin Film Technology (TFT) und seit 2011 mit den iL-Besonderheiten vertraut, hielt in verständlicher Sprache einen Impulsvortrag. Er und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter am KIT seien Verfahrenstechniker, es gehe primär um die Themenfelder Beschichtung und Trocknung. „Das Herzstück unserer Forschung sind katalysatorbeschichtete Membrane – damit beschäftigen wir uns vornehmlich“, so Scharfer.
Die Industrie benötigt heute schon eine große Menge Wasserstoff. Derzeit ist dies nahezu vollständig grauer Wasserstoff, das heißt Wasserstoff aus fossilen Energieträgern. Doch der künftige Fokus liegt darauf, die Voraussetzungen für die Herstellung von grünem Wasserstoff zu schaffen. „Dafür eignet sich der Einsatz von PEM-Elektrolyseuren, weil sie einen sehr hohen Wirkungsgrad haben“, berichtete Philip Scharfer. Er verbreitete Optimismus: „Wir befinden uns in einer starken Metropolregion mit potenten Playern. Ziel ist eine richtige Gigafabrik.“
Nach den Vorstellungen des KIT und der iL sollen am Standort Heidelberg möglichst bald Elektrolyseure vom Band laufen. Ein derartiges „Leuchtturmprojekt“ braucht große Unternehmen, deren Know-how für die Materialbeschaffung, Technologie-Kompetenz und Marktkenntnisse für eine schnelle industrielle Fertigung von Elektrolyseuren. Außerdem beinhaltet der Aufbau einer Elektrolyse-Pilotfabrik Chancen für Mittelständler und Start-ups, an einem Kompetenzzentrum mit guten Standortfaktoren mitzuwirken.
Noch ist der „Kostendruck“ das Problem
Delikatestes Problem in den beiden Prozessrouten (Decalfolie, die auf die Membran laminiert wird oder Direktbeschichtung) sei neben einem möglichst rissfreien, homogenen Gesamterscheinungsbild der Membranen generell ein „enormer Kostendruck. Momentan sind die Verfahren und Materialien noch zu teuer“, erklärte Philip Scharfer.
Die überaus interessierte Runde aus Wissenschaftlern, Firmenvertretern und Studenten nahm jedenfalls neue Erkenntnisse mit nach Hause. Die Beschäftigung und Berührung mit dem Thema Wasserstoff (Slogan „Say Hi to Hy“) lohnt sich. Die Heidelberger „Pilotfabrik der Zukunft – Elektrolyseure vom Band“ muss kommen, darin waren sich alle Teilnehmer einig.
Denn Wasserstoff ist ein vielseitiger Energieträger. Er ist über Sektorengrenzen hinweg einsetzbar und bietet große Synergiepotenziale für eine effiziente Ressourcennutzung. Und somit ist Wasserstoff ein zentraler Faktor für die Energiewende sowie eine CO2-freie Zukunft.
Joachim Klaehn
Head of Communications
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